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Zahnarzt
Kurz: Die neuesten Erkenntnisse aus der zahnmedizinischen Wissenschaft kommen durch die Vermittlung des Zahnarztes zu den Patienten. Dabei hat der Zahnarzt einen schweren Stand. Er vergisst einmal Gelerntes. Zudem veraltet sein Wissen, selbst wenn er es nicht vergisst, wird es wertlos. Traditionelle Informationsquellen, wie Lehrbücher, sind manchmal schon bei der Veröffentlichung überholt. Die Informationsquellen, besonders wenn es sich um die Meinung von "Experten" und "Autoritäten" handelt, haben eine hohe Fehlerquote. Fortbildungen sind häufig ineffizient. Die Qualität der Veröffentlichungen ist nicht immer gut. Und vor allem ist während der Berufsausübung die Zeit für die Informationsrecherche knapp. Die evidenzbasierte Zahnmedizin bietet für diese Probleme einen Lösungsansatz durch präzise Fragestellungen und effiziente Suchstrategien, durch Kriterien um die Wertigkeit und Praxisrelevanz der Informationen zu prüfen. Durch systematische Übersichtsarbeiten wird ein Destillat vieler Einzelveröffentlichungen angeboten und die Zeit für die Aneignung praxisrelevanten Wissens stark verkürzt.
Der Zahnarzt ist gleichsam die Achse und das Rad der evidenzbasierten Zahnmedizin. Er vermittelt zwischen Patient und Wissenschaft. Er darf weder eine Bauchladenmedizin betreiben, die dem Patienten zur freien Wahl Angebote vorlegt, aus den Bereichen Diagnostik, Prognose, Therapie, Nachsorge usw.. Die gemeinsame Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) von Arzt und Patient sollte nicht als Supermarkt missverstanden werden, in dem der Zahnarzt offeriert, der Patient nach eigenem Gusto und Geldbeutel zugreift.
Genauso wenig darf aber der Zahnarzt, ohne die besonderen Interessen, Wünsche und Werte des Patienten zu verstehen und zu berücksichtigen, einfach autoritär verordnen. In Österreich heißen die Sprechstunden der Ärzte, dieser aussterbenden Tradition entstammend, noch "Ordinationszeiten". Ob Gott tot ist - wie Friedrich Nietzsche schrieb - sei dahingestellt, aber sicherlich sind die "Götter in Weiß" gestorben, oder liegen röchelnd in den letzten Zügen.
Zwischen dem autoritären Duktus von gestern und einer bequemen Beliebigkeit der Konsumgesellschaft zeigt sich der rechte Weg als streng geordnete Freiheit.
Es ist also etwas komplizierter und wir haben einleitend schon davon gehandelt. Der Zahnarzt findet durch das Gespräch mit dem Patienten und die gründliche Untersuchung die Besonderheiten des jeweiligen Falles heraus. Dann ordnet er, sofern möglich, den jeweiligen Fall einer allgemeinen Diagnose zu und bespricht darauf mit dem Patienten die Möglichkeiten zur Behandlung. Er richtet sich hierbei nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft, das ist die beste wissenschaftliche Evidenz.
Welche Nöte führen zur evidenzbasierten Zahnmedizin?
- Die Vergessenskurve für selten gebrauchtes Wissen und selten angewandte Fähigkeiten arbeitet gegen uns.
- Das Wissen, das in Studium und praktischer Ausbildung erworben wurde, wird nicht nur teilweise wieder vergessen, sondern verliert selbst an Wert, da es veraltet. Dieser Prozess beschleunigt sich, die "Halbwertszeit" von Fachwissen wird zunehmend kürzer.
- So sind auch die traditionellen Informationsquellen für Zahnärzte oft ungenügend. Einmal veralten sie schnell, ein Problem besonders bei Lehrbüchern. Diesem Problem wird mittlerweile durch Online-Ausgaben und Aktualisierungsmöglichkeiten im Internet gegengesteuert.
- Informationsquellen sind oft fehlerbehaftet, das gilt hervorragend für "Experten" oder "Autoritäten".
- Leider sind auch die Fortbildungen zu häufig ineffektiv.
- Insgesamt ist die Menge an Informationen überwältigend.
- Die Qualität der vieler Publikationen ist dagegen nicht immer befriedigend.
- Erschwerend kommt für die praktisch tätigen Ärzte und Zahnärzte hinzu, dass die Kraft und Zeit um sich fortzubilden sehr beschränkt sind.
Als Retter in diesen Nöten kam Anfang der Neunziger Jahre, beginnend in angelsächsischen Ländern, die evidenzbasierte Medizin ins Spiel. Sie ist keine Revolution, sondern eine Weiterentwicklung der wissenschaftlich begründeten Heilkunde. Es ergaben sich hieraus einige Strategien, um den oben angeführten Schwierigkeiten begegnen zu können.
- Es entwickelten sich Suchstrategien, die schnell zum Ziel führen, hier besonders durch Internetdatenbanken.
- Methoden die Wertigkeit und Bedeutung des Wissens zu überprüfen wurden verbessert.
- Es wurden vermehrt systematische Übersichtsarbeiten veröffentlicht, die es dem Arzt abnahmen selbst aus vielen einzelnen Publikationen das Wesentliche herauszudestillieren.
- Nicht zuletzt hat sich die Einsicht verbreitet, dass das Lernen mit dem Studienende nicht abgeschlossen ist.
Dementsprechend führt auch die Bundeszahnärztekammer an, zahnärztliche Fortbildung beziehe sich "... auf Kenntnisse über Methoden der Qualitätssicherung, des Qualitätsmanagements und der evidenzbasierten Zahnmedizin."
Wie aber wird's gemacht, worin besteht das Handwerkszeug der EBD, wie beschreitet man den Weg zur evidenzbasierten Zahnheilkunde? [+]
- Sackett D. L. et al. Evidence-Based Medicine. Edinburgh: Churchill Livingstone; 2000.
- Leitsätze der Bundeszahnärztekammer, der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung zur zahnärztlichen Fortbildung verabschiedet vom Vorstand d. BZÄK am 14.09.2005, vom Vorstand d. KZBV am 23.09.05, v. Vorstand der DGZMK am 24.10.05.