Krieg der Wissenschaft

Zufall

Zerrspiegel

Wunderwaffen

Referenzen

 

Bias oder Verzerrung führt auch in der Wissenschaft zu unrealistischen Ergebnissen (David von Michelangelo - entstellt).

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Wissenschaft

Kurz: Zwei wesentliche Probleme treten bei klinischen Studien auf. Einmal die Frage, ob der Unterschied zwischen zwei Interventionen zufällig oder statistisch signifikant ist. Zum anderen gibt es die Verzerrung von Ergebnissen. Die Verzerrungen können entstehen durch die einseitige Verteilung von Patienten zwischen Test- und Kontrollgruppen, durch nicht objektive Bewertung der Daten, durch einseitige Veröffentlichung von günstigen Ergebnissen und durch einseitige Kenntnisnahme nur der gewünschten Ergebnisse, um vorgefasste und profitable Ansichten fälschlich zu bestätigen.

Im Krieg, wie in der Wissenschaft, sollte man seine Feinde gut kennen. In der evidenzbasierten Zahnmedizin haben wir es im Wesentlichen mit zwei Schurken zu tun.

  1. Der eine heißt Zufall,
  2. der andere Verzerrung (bias).

Wer allerdings nicht wirklich an der wissenschaftlichen Erkenntnis und an zuverlässigen Ergebnissen interessiert ist, wer also Manipulationen wissenschaftlicher Studien aufgrund bestimmter Interessen durchführt oder zumindest in Kauf nimmt, der ist sozusagen der Freund dieser Feinde. Bei absichtsvollen Veränderungen wissenschaftlicher Resultate kommen, wie bei jeder Lüge und Propaganda, noch die Gegner:

Aber zunächst zu unseren beiden Hauptkontrahenten:

Zufall

Eine neue Behandlung soll besser sein, als die Standardbehandlung. Bei der neuen Therapie haben 4 von 6 Patienten bessere Ergebnisse, als mit der Standardtherapie. Ist das alles bloß Zufall? Kann man jetzt sicher sein, dass die neue Methode besser ist, kann die Industrie aufgrund dieser Daten eine Werbekampagne lostreten. Wohl kaum, jedenfalls nicht ohne die Anwendung von Nebelkerzen.

Führt man den Versuch noch zwei Mal durch, hat man andere Ergebnisse. Einmal ist die neue Behandlung in nur 2 von 6 Fällen der Standardmethode überlegen und einmal ist das Ergebnis fifty fifty.

So, jetzt wird es mit einer möglichst großen Fallzahl besser gemacht. Wir haben insgesamt 600 Patienten in der Testgruppe und 600 Patienten in der Kontrollgruppe, und bei 182 ist die neue Methode überlegen, bei 418 die alte.

Die Unterlegenheit der neuen Methode ist bei so großen Fallzahlen sehr wahrscheinlich nicht zufällig, sondern signifikant, also aussagekräftig. Die Mehrzahl der Patienten wäre mit der neuen Methode schlechter behandelt.

Resultat: Die alte Behandlung ist für die Mehrzahl der Patienten besser.

Um zu quantifizieren, in welchem Ausmaß, ein Ergebnis nicht zufällig ist, gibt es statistische Verfahren, doch dazu später.

Verzerrungen

Ein Ergebnis ist tendenziös oder verzerrt, hat einen "bias", wenn es nicht wegen zufälliger Schwankungen, sondern wegen systematischer Fehler unrichtig ist.

Hier nennen wir vier bedeutsame Verzerrungen (biases):

Gut, wir haben jetzt den Feinden redlicher und fairer Wissenschaft ins Auge gesehen. Haben wir eine Chance gegen sie?

Gewiss!

Wahre Wunderwaffen sind in unseren Arsenalen, nicht vielleicht um die Bösewichte endgültig zu vernichten. Aber es dürfte uns mit der evidenzbasierten Zahnmedizin sicher gelingen, sie niederzuhalten und dann weitestgehend in die Flucht zu schlagen.

Die Wunderwaffen sind:

Referenzen:
  1. The James Lind Library. Explaining and illustrating the development of fair tests of treatments in health care.
  2. Sackett D. L. et al. Evidence-Based Medicine. Edinburgh: Churchill Livingstone; 2000.